Ich durfte den folgenden Kommentar im Rahmen des „Destinations Report“ der neusta Destinations Solutions verfassen.

Kennen Sie das Sporthaus Schuster in München? Vor etwas mehr als 100 Jahren wurde dieses Einkaufshaus nahe des Marienplatzes eröffnet.

Schon damals gab es so einige Einkaufshäuser, doch Sport Schuster trat an um einiges anders zu machen. Eine Sache davon war, dass der Gründer August Schuster einen guten Riecher für einen gerade aufkommenden Trend-Sport hatte: Das verrückte und waghalsige “Ski-Fahren”!

Warum ich von dieser alten Kamelle erzähle? Weil das, was folgte, eines meiner Lieblingsbeispiele für historisches Content Marketing ist.

Denn August Schuster begnügte sich nicht damit Skier und Ski-Anzüge zu verkaufen, er wollte seine Kundschaft dauerhaft binden und immer wieder zu sich locken.

Daher rief das Sporthaus jeden Tag bei allen relevanten Ski-Gebieten Bayerns an und erkundigte sich nach der Schnee-Lage – diesen ersten “Wetterdienst” hängte man dann im Schaufenster des Hauses auf. Da es etwas vergleichbares weder im Radio noch im TV (das gabs noch gar nicht wirklich) zu finden gab, hatte dies zu folge, dass alle Freunde des Ski-Sportes bei Sport Schuster vorbeikamen um sich zu erkunden, ob denn schon Schnee gefallen ist und ob sich ein Ausflug in die Alpen lohnt.

So einfach und doch so wirkungsvoll: Mit einem kostenlosen Service die eigene Zielgruppe glücklich gemacht und regelmäßig sprichwörtlich ins Haus gelockt.

100 Jahre später

Heute genügt es sein Smartphone zu fragen, ob im bevorzugten Ski-Gebiet Schnee liegt und die Art von Content Marketing hat sich stark verändert. Ein wichtiger Bestandteil ist das Internet geworden.

Dort konkurrieren nun Hotels mit Tourismus-Regionen mit Reiseagenturen um die umkämpften Top-Rankings bei Google und Co. Die Marktteilnehmer mit den pfiffigsten Agenturen schaffen durch Infografiken oder Virale Videos temporäre Aufmerksamkeit der gestressten Netzgemeinde zu erhaschen.

Dies soll keinesfalls ein Plädoyer gegen das “Online Content Marketing” sein – im Gegenteil, es sollte ein fester Bestandteil jeder Digitalen Strategie sein, ich will nur dazu aufrufen, dabei nicht zu vergessen anders zu sein!

August Schuster hätte auch einfach nur kurze Sporthosen und Tennisschläger verkaufen können. Dazu ein paar Flyer drucken lassen und fertig wäre der (damalige) “Best-Practice” Approach. Aber nein, er hat auf einen völlig neuen Sport gesetzt und dazu einen kostenlosen Service als Kundenbindungsmittel etabliert. Er hat sich getraut, es anders zu machen und das mit Erfolg!

Die kommenden 10 Jahre

Was also tun, wenn man anders sein will, in diesem Kampf um die Aufmerksamkeit und Zeit der Menschen?

Dabei könnte helfen, zu schauen, was da neues kommen könnte. Und damit meine ich nicht selbstfahrende Autos, welche die Städter künftig noch einfacher in erholsamen Tourismus-Regionen chauffieren können.

Nein, ich meine Virtual Reality („VR“) und Augmented Reality („AR“). Wäre ich in der Tourismus-Branche tätig, würde mir Microsofts Hololens ein klein bisschen Sorgen bereiten.

Denn in Zukunft können die Menschen von ihrem Wohnzimmer aus, gemeinsam mit Freunden, fremde Orte, ja sogar Planeten, erkunden.

Wer einen romantischen Spaziergang mit dem Partner an einem Ostsee Strand samt Sonnenuntergang machen möchte, kann dies in naher Zukunft einfach in seinem Büro zur Mittagspause machen. Wenn die Ostsee zu fad wird, gehts einfach nach Bali – egal, kostet ja nichts!

Hololens: Gemeinsam auf den Mars

Hololens: Gemeinsam auf den Mars

Sie sehen, da gibt es ein Problem. Denn die Ostsee Touristik wird daran kein Geld mehr verdienen. Oder vielleicht doch?

Neues Medium, neue Möglichkeiten




Was diese Technologien alles ermöglichen werden, lässt sich nicht vorhersagen, ich möchte Sie nur ermutigen die Augen und Gedanken offen zu halten. Denn was wird in Zukunft noch wichtig sein?

Für mich werden es sicherlich wertige echte Momente im Rahmen meiner Familie oder enger Freunde sein, Gruppenreisen innerhalb Europas. Denn hier entsteht, was bleibt: Erinnerungen. Jochen Schweizers neuer Claim “Du bist, was du erlebst” bringt es auf den Punkt.

Und das Content Marketing der Zukunft täte gut daran, Erlebnisse und Erinnerungen zu versprechen. Und dies geht mit dem Medium AR / VR ohne Frage besser als in einem drögen Text der die Augen müde macht und nur bedingt Emotionen erwecken kann.

Trauen Sie sich was, so wie es einst August Schuster tat.


Appendix

Merrel Virtual Hike

Game of Thrones Story Telling Beispiel
Case Study der Agentur

Microsoft Hololens
Holotour:

Review:

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